Christopher Street Day

Aus dem Stadtwiki Karlsruhe:

Das Karlsruher Schloss während des Christopher Street Day 2021
CSD Karlsruhe 2012. Nach der Parade warten auf die Abschlusskundgebung auf dem Friedrichsplatz.
Infostand der Tierschutzpartei 2015 auf dem CSD Karlsruhe 2015

Der Christopher Street Day, kurz CSD, ist ein Event, das in Erinnerung an den Aufstand von Homosexuellen in der New Yorker Christopher Street 1969 durchgeführt wird. Den Höhepunkt des CSD stellt eine gelegentlich als Parade bezeichnete Demonstration durch die Innenstadt dar. Neben der Parade und einem Fest mit einer politischen Kundgebung gibt es ein Rahmenprogramm mit Veranstaltungen für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender.

Der CSD findet in Karlsruhe seit 2011 jährlich am ersten Juni-Samstag statt; 2024 am 1. Juni unter dem Motto „We are here – Always queer!“.

Geschichte in Karlsruhe

In den ersten Jahren gab es in Baden-Württemberg einen "CSD Südwest", der jährlich in/von einer anderen Stadt ausgerichtet und von der "Schwulen Aktion Südwest" vergeben wurde. Dieser CSD Südwest fand 1984 erstmals in Karlsruhe statt und war damit zugleich überhaupt der erste CSD in Karlsruhe. Im Jahr 1990 fand sich zunächst keine städtische Community bereit, einen CSD auszurichten, weshalb Karlsruhe auf Initiative von Uwe Reiter erneut den CSD Südwest ausrichtete, prinzipiell unterstützt durch Menschen aus Stuttgart, Heidelberg und weiteren Städten. Im Jahr 1999 war der CSD Südwest dann ein drittes und letztes Mal in Karlsruhe. (Im Folgejahr war er in Stuttgart, wo seit dem jährlich ein CSD ausgerichtet wird.)

Nach verschiedenen erfolglosen Anläufen, auch in Karlsruhe einen CSD zu etablieren, kam erst im Jahr 2010 wieder Bewegung in die Thematik: Aufgrund eines Sonderweges der schwarz-gelben Landesregierung durften gleichgeschlechtliche Partnerschaften in Baden-Württemberg nicht verbindlich im Standesamt geschlossen werden, stattdessen oblag es den Kreisen und Kreisfreien Städten, die bei sich zuständige Behörde zu definieren. Karlsruhe erklärte wie alle größeren Städte das Standesamt für zuständig, allerdings blieb der beliebteste Trausaal im Haus Solms gleichgeschlechtlichen Verpartnerungen verschlossen. Nach einer Antragstellung auf Öffnung des Haus SOlms und erregter Diskussion im Gemeinderat zu diesem Thema erklärte jedoch der damalige Oberbürgermeister Heinz Fenrich, dies zu entscheiden sei alleine seine Kompetenz, was die meisten Gemeinderäte aller Fraktionen verärgerte.

Auf Initiative der schwulen Radiosendung "Rosa Rauschen" bei Karlsruhes Freiem Radio Querfunk bildete sich aus der Queerbeet-Hochschulgruppe, der Schwulen Bewegung und Rosa Rauschen ein Organisationsteam, das für den 24. April 2010 eine Demonstration unter dem Motto „Schwule und Lesben ins Standesamt“ organisierte, an der etwa 300 Personen teilnahmen. Start war am Ökumeneplatz, Ziel mit Kundgebung auf dem Kronenplatz.

Aufgrund der guten Resonanz beschlossen die Organisatoren die Durchführung eines jährlichen CSDs in Karlsruhe, der zusätzlich zu Demonstration und Kundgebung ein Fest und ein Rahmenprogramm umfassen sollte. Um den Karlsruher CSD nun regelmäßig durchführen zu können, wurde der Trägerverein des CSDs von 1999 reaktiviert und von „CSD Südwest e.V.“ in „CSD Karlsruhe e.V.“ umbenannt. Seit 2011 gibt es jedes Jahr einen CSD in Karlsruhe.

Mottos und Schirmherrschaften:

1984: ?
1990: ?
1999: "Farbe(n) bekennen"(?), Schirmherrin Regierungspräsidentin Gerlinde Hämmerle
2010: "Schwule und Lesben ins Standesamt - Keine verordnete Diskriminierung" (Demonstration) 
2011: Bekenn' Farbe, zeig Dich!, Schirmherr Ministerpräsident Winfried Kretschmann
2012: Liebe. Mit Recht. Schirmherrinen: Künstlerinnenpaar ANA&ANDA
2013: Schau nicht weg! Schirmherr Oberbürgermeister Frank Mentrup
2014: Wir gehören dazu. Du auch. Schirmherrin Boxweltmeisterin Regina Halmich
2015: Bunt gefächert. Schirmherrschaft: Der Gemeinderat
2016: In Vielfalt angekommen. Sicher? Schirmherrin Bundesverfassungsrichterin Dr. Susanne Baer
2017: Bunte Liebe statt brauner Hass. Schirmherr Generalintendant Peter Spuhler
2018: Verliebt, verlobt, verfolgt! Schirmherrin Bundesrichterin Dr. Johanna Schmidt-Räntsch
2019: Geschlecht: ☐ ja ☐ nein ☐ vielleicht ☑ wieso? Schirmherr IHK-Präsident Wolfgang Grenke
2020: Queer enough! United we stand. Schirmherr Dr. Ernesto Marinelli
2021: Pride must go on! Schirmherrin Gerlinde Hämmerle, Regierungspräsidentin a.D. und Ehrenbürgerin
2022: Queer ist kein Hobby! Sichtbarkeit für queere Jugendliche Schirmherr KIT-Präsident Prof. Dr.-Ing. Holger Hanselka
2023: Stand Up. For Love., Schirmperson Tijen Onaran
2024: We are here - Always queer! Schirmherr Corny Littmann

In den ersten Jahren war das anschließende Fest auf dem Vorplatz des Nachtwerks in Daxlanden, da sich für das ehrenamtliche Organisationsteam keine andere praktikable Durchführungsmöglichkeit zeigte und keine Einrichtung das Fest in Gänze pachten wollte. Später zog das Fest auf den Stephanplatz um (der Marktplatz war in dieser Zeit wegen der U-Strab eine Baustelle) und konnte zu einem ganztägigen Familienfest ausgebaut werden, bei dem es neben einem Bühnenprogramm und Informationsständen queerer Initiativen auch Unterhaltungsangebote für Kinder wie eine Hüpfburg gab.

Die Veranstaltung in 2020 fand aufgrund der COVID-19-Pandemie ausschließlich online statt, 2021 durfte mit einem einzelnen LKW und großen Abständen zwischen den Teilnehmenden wieder demonstriert werden, und die Kundgebung fand auf dem Schloßplatz statt, wo sich die Anwesenden über die gesamte Freifläche verteilen konnten. Seit 2022 findet das ganztägige Familienfest auf dem fertig renovierten Marktplatz und dem anschließenden südlichen Teil des Schloßplatzes statt, und die Demonstration beginnt und endet südlich vom Marktplatz am Rondellplatz. Im Jahr 2023 schätzte die Polizei 6.000 Paradenteilnehmende und 12.000 Schaulustige am Straßenrand, im Jahr 2024 7.000 Teilnehmende, aber aufgrund des schlechten Wetters nur 5.000 Zuschauende.

2024 findet erstmals am Tag nach dem CSD noch ein weiterer Festtag (in anderer, aber verbundener Trägerschaft) statt.

Weblinks